PRESSEAUSSENDUNG
SOLIDARITÄT… ES WAR EINMAL?
Das Interesse an der von der Armutskonferenz veranstalteten Tagung „Solidarität… Es war einmal“ war groß. Über 100 Personen kamen am Donnerstag (7.November) ins Bildungszentrum St. Virgil um mit Expertinnen und Experten über Solidarität in Zeiten von wachsenden Ungleichheiten zu diskutieren.
Solidarität ist ein Schlüsselbegriff der heutigen Zeit. Er bietet neue Lösungsstrategien für wichtige gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen. Doch Solidarität kostet etwas. „Sie hört nicht da auf, wo es schwierig wird“, so die Politologin und Leiterin der Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien, Barbara Prainsack.
Seit Jahren wird uns gepredigt, dass es der Wirtschaft gut gehen muss, damit es uns allen gut geht. Doch diese These ist in der Realität nicht haltbar. „Wir wissen, dass eine florierende Wirtschaft kein Garant ist für Wohlstand. Vielmehr verschärfen sich die sozialen Ungleichheiten in wohlhabenden Gesellschaften“, so Prainsack. Verschärft werden die sozialen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten durch den politischen Diskurs, der weniger von Solidarität als vom Ausschluss bestimmter Personengruppen geprägt ist. Die Sozialwissenschaftlerin Birgit Buchinger konstatiert, dass Begriffe wie „Sozialschmarotzer“, die „unseren Sozialstaat belasten“ als Legitimation verwendet werden um armutsbetroffenen Menschen keine oder nur wenig Unterstützung zukommen zu lassen. Arme Menschen, so häufig der Diskurs, seien selber schuld.
Buchinger betont die Macht der Worte: „Für unser Denken und Handeln sind nicht Fakten entscheidend, sondern der gedankliche Bedeutungsrahmen.“ Wer von der sozialen Hängematte spricht, suggeriert, dass es dort gemütlich ist – wie in einer Hängematte eben.
Solidarisch zu sein mit Menschen, die ich kenne, oder mit denen ich Gemeinsamkeiten habe ist das eine, Solidarität unter Fremden wird hingegen als Zwang wahrgenommen. Das Sozialrecht regelt diese Solidarität unter Fremden. „Das Sozialrecht“, so der Wissenschaftler Nikolaus Dimmel, „war schon immer ein Instrument sozialer Kontrolle und Disziplinierung. Es wurde eingeführt, um dem Pöbel die revolutionäre Schneid abzukaufen. Es ging um soziale Sicherheit für diejenigen, die sich konform verhalten, und nicht für die, die unfolgsam waren und sind.“
Die Tagung endete mit Gedanken von Fritz Messner. Er sagt „über Soldaridität ein Kabarett zu machen sei so anziehend wie nässelnder Hautausschlag“. Und dennoch bringt er es humorvoll auf den Punkt: Uns geht es erst gut, wenn ich ein bisschen mehr habe als der Nachbar.