2020 / 12
EQUAL PAY DAY IN DER STADT SALZBURG
Am 21. Oktober haben vollzeitbeschäftigte Männer bereits so viel verdient, wie vollzeitbeschäftigte Frauen erst zum Jahresende verdient haben werden.
653.000 Frauen sind in Österreich Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdet, das sind um 136.000 mehr als Männer. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und doch kennen wir seit Jahren die strukturellen Bedingungen, welche die Benachteiligung von Frauen verfestigen. Wesentlicher Bestandteil dieser Schieflage ist der Arbeitsmarkt, wo die Ungleichheit anhand des „Equal Pay Day“ sichtbar wird. Für die Stadt Salzburg fällt dieser auf den 21. Oktober - ab diesem Zeitpunkt haben vollzeitbeschäftigte Männer bereits so viel verdient, wie vollzeitbeschäftigte Frauen erst zum Jahresende verdient haben werden.
Systemerhaltend aber kaum anerkannt.
Frauen sind, und das wurde in der Krise noch besser als sonst sichtbar, überdurchschnittlich oft in so genannten „systemerhaltenden“ Berufen tätig, also im Handel, in Gesundheitsberufen oder Reinigung. Diese Berufe sind vergleichsweise niedriger entlohnt als etwa Jobs in der Produktion. Hinzu kommt, dass der höchste Anteil an erwerbstätigen Frauen mit 85% erst in der Gruppe der 45 – 49-Jährigen erreicht wird, während dieser Wert bei Männern über alle Altersklassen hinweg konstant bei 87% liegt, wie der AK-Salzburg Frauenmonitor 2019 berechnet hat. Der Grund hierfür liegt in der Regel in der Familiengründung und den anschließenden Betreuungspflichten.
Schaffen Frauen den Wiedereinstieg in eine Vollzeitbeschäftigung, verdienen sie in der Stadt Salzburg dennoch um 19,5% weniger als Männer, für das gesamte Bundesland liegt dieser Wert – Gender Pay Gap genannt – sogar bei 22,5%. Darüber hinaus konnte die AK einen Anstieg der Teilzeitanstellungen seit 2008 feststellen, der so weit reicht, dass im Jahr 2017 knapp jede 2. unselbstständig beschäftigte Frau in Teilzeitarbeit gearbeitet hat.
Frauen arbeiten zusammengefasst überwiegend in gering entlohnten Branchen, wo sie dann häufig in Teilzeit arbeiten und selbst wenn sie Vollzeit angestellt sind, bleiben ihnen im Schnitt 819 € pro Monat weniger im Vergleich mit Männern.
Was das für Frauen bedeutet …
„Die Folgen dieser Strukturen sind für Frauen aller Altersklassen schwerwiegend bis existenzgefährdend“, fasst Bayer in Stellvertretung für das Frauenarmutnetzwerk in Salzburg die Lage zusammen. Durch ungleiche Löhne, einseitige Kinderbetreuung sowie andere Pflegetätigkeiten und die dadurch entstehende Pause am Arbeitsmarkt werden Frauen geradezu in die Abhängigkeit ihrer Partner beziehungsweise in die Armutsgefährdung gedrängt. Geringfügige oder Teilzeitanstellungen münden in einem geringeren Arbeitslosengeld und am Ende des Arbeitslebens in Pensionen, die ohne zusätzliche Sozialleistungen nicht zum Überleben reichen.
Lösungen liegen bereits auf dem Tisch!
Nicht alles, aber vieles wäre mit flächendeckenden, leistbaren und einfachen Zugängen zu Kinderbetreuung, auch für Kleinstkinder, bereits bewältigt. Oft scheitert es an banalen bürokratischen Dingen, etwa wenn die Krabbelkruppe eine Arbeitsbestätigung der Mutter benötigt und umgekehrt künftige Arbeitgeberinnen bereits vor Arbeitsantritt den Nachweis der Kinderbetreuung einfordern. Auch wenn in Fällen wie diesem die gesetzlichen Bedingungen 2019 nachgeschärft wurden, fehlt es in der Praxis oft am notwendigen Verständnis der Gesellschaft. Es braucht folglich Veränderungen auf zwei Ebenen:
„Einerseits müssen Frauen endlich gleich entlohnt werden wie Männer, was auch mit einer Reduktion der Teilzeit- und unbezahlten Kinderbetreuungszeiten und Pflegearbeiten einhergeht und andererseits muss die Stigmatisierung arbeitender Mütter im Jahr 2020 zur Gänze beendet werden“, so Bayer.